Theodor Däubler

Der jüngste Mond

Geheiligter Mond, du erschreckst meine Schafe.
Du scheinst mir die silbernde Sehnsucht der Sonne.
Es naht deine Sichtbarkeit rosiger Wonne,
Du sichelst dahin wie ein Schauen im Schlafe.

Geheiligter Halbmond, versprich mir den Schnee,
Wir lieben des Eiswetters schmeichelnden Schritt.
Der Winter mag kommen. Wer tut mir ein Weh?
Ein Schnee wird erscheinen. Auch wir glauben mit.

Doch keine Musik. Mit dem Schnee siegt die Stille.
Die Sichel verführt dich zum Kuß, der entsagt.
Jetzt haben die Lilien zu sterben gewagt.
Sie beben zum Monde. Sein Licht ist ihr Wille.

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