Theodor Däubler

Sommergebet

Es prangen Granatäpfelranken im Garten
Und blühen so warm wie das Tagesverglühen.
Zypressen wie riesige Schattenstandarten
Beginnen im Garten die Nacht zu verfrühen.

Wir heben die Arme empor zu dem Brande,
Ich tauche wie nackt bis zum Herzen in Flammen.
Mein Wesen erschaut sich im Blütengewande:
Auch ich blute auf mit den Baumbräutigamen.

Du Sonne in Scharlach, mit purpurnen Schleppen,
Entfunkelst mir unter Granatäpfelranken.
Ich komme zu dir auf lebendigen Treppen,
Ich gleiche der Abende bebendem Danken.

Ich werde ein Wahn und sein Wallen in Wangen,
Ich bin des Granatapfels fieberndes Blühen,
Die Sprühwürmchen sollen ihr Funkeln empfangen,
Verkündet, entzündet sie, Brüder im Glühen!

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