Wilhelm Hertz
Du herbstlich frisches Himmelsblau,
Wie weckst du mich zu ernstem Sinnen,
Wenn sich durch die entlaubte Au
Die bleichen Silbernebel spinnen!
Auf Höhn und Fluren siehest du
All deine bunten Freuden sterben,
Du aber strahlst in stolzer Ruh
Hoch über Wechsel und Verderben.
Noch sitz' ich an des Lebens Schmaus,
Ein durstig ungestillter Zecher,
Und strecke kühn die Hände aus
Nach jedem vollen Freudenbecher;
Doch gib mir heilges Himmelslicht
Nach meines Glückes Blütentagen
Solch' kühlen Glanz aufs Angesicht,
Ins Herz solch' heiteres Entsagen!
Quelle:
„Vom Reichtum der deutschen Seele – Ein Hausbuch deutscher Lyrik“
hrsg. v. Georg Virnsberg, verlegt bei Dollheimer, Leipzig, 1928
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