Karl Ernst Knodt

Mai-Mondnacht

Hör zu: Mir blühte jüngst eine Nacht,
Die hat mich krank und gesund gemacht.
Weiss war ihr Weben und weich ihr Gesang,
Ein Träumender ging ich die Wiesen entlang,
– Da sah ich des Mondes silbernes Fliessen
Ueber die blumengeschmückten sich giessen.
Leuchtend und lachend lagen die Thale.
Wilde Rosen, die Sonnenmale
Blutvollen Tags – wie bleiche Träume
Grüssten sie geisternd durch Tannenbäume.
Schatten huschten vorbei und Schemen
An den gestirnten Chrysantemen.
Hoher Kiefern durchbrochene Ketten
Hoben sich schwarz wie Silhouetten
Aus dem Dämmer. Der leuchtende Bach
Lief mit den Nebeln den Gräsern nach.
Grillen geigten die ewige Weise,
Elfengestalten tanzten im Kreise.
Aus dem tiefverschlafenen Walde
Rief noch ein Vogel über die Halde.
Auf des Kornfelds schimmernden Wogen
Kam eine Barke Seliger gezogen:
Und über allem glänzte die Blüte
Einer weltverklärenden Güte.

Seitenanfang / top

Tweet


amazon  Frühlingsgedichte - Mondgedichte -
Gedichtinterpretationen - Gedichtanalysen


Impressum - Datenschutz