Rainer Maria Rilke

Noch ahnst du nichts vom Herbst des Haines

Noch ahnst du nichts vom Herbst des Haines,
drin lichte Mädchen lachend gehn,
nur manchmal küsst wie fernes, feines
Erinnern dich der Duft des Weines, –
sie lauschen, und es singt wohl eines
ein wehes Lied vom Wiedersehn.

In leiser Luft die Ranken schwanken,
wie wenn wer Abschied winkt. – Am Pfad
stehn alle Rosen in Gedanken,
sie sehen ihren Sommer kranken,
und seine hellen Hände sanken
leise von seiner reifen Tat.

aus: Frühe Gedichte (Lieder der Mädchen)

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