Friedrich Wilhelm August Schmidt

Maifreude

An Henrietten

Fort Liebchen mit dem Winterpelz!
Der West umliebelt dich.
Konzert ertönt im Birkgehölz
Bei'm frühen Vogelstrich.
Und täglich färbt der Wiese Schmelz,
Die Heide frischer sich. –

O sieh! wie froh am Lindenbast
Die Wickelraupe kriecht!
Der Schillebold*) vom Narbenast
Des Birnbaums niederfliegt!
Und dieser Blüte Dunenquast
Des Frühlings Odem wiegt!

Mit ausgespannten Flügeln schifft
Der Schwan auf unsrer Spree.
Der Wasserblümchen Lenzgedüft
Umhaucht den Unkensee;
Und auf der weichen Gänsetrift
Sprießt Wegewart und Klee,

Wie Alles, Alles weit und breit,
Vom linden Schmeichelwind
Mit Wonneblüten überstreut,
An warmer Sonne minnt!
Vom Storche bis zum Spatz sich freut,
Vom Karpfen bis zum Stint!

Weh dem, der itzt bei Städtertand
Den Mai verlieren muß! –
Komm, komm nach unsrer Quelle Rand,
Umkränzt von Cytisus,
Zu ruh'n an grüner Heckenwand
Bei Els' und Wassernuß.


*) Ein fliegendes Insekt; libellula grandis. Linn.

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