Heinrich Seidel: Glockenspiel

III. Lieder


DIE NACHTIGALL

So lieblich singt die Nachtigall
Ach nur so kurze Zeit.
Dem Einen ist lauter Lust ihr Schall,
Dem Andern lauter Leid.
Und doch ist's Liebe nur allein,
Was ihren Sang durchwebt
Und bei des Frühlings holdem Schein
Des Menschen Herz erhebt.

Wie in der Liebe Leid und Lust
Sich in einander schlingt,
So tönt es aus der tiefsten Brust,
Was uns der Vogel singt
Und ob bei seinem Sang durchzieht
Dich Wonne oder Schmerz.
Was du vernimmst in seinem Lied,
Ist nur dein eignes Herz!

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