Heinrich Seidel: Glockenspiel

III. Lieder


DIE SCHWALBEN

Hold Erinnern schwebt mir vor,
Wie um Fensterbogen
An dem alten Kirchenchor
Tausend Schwalben flogen.

Schwalben rings ohn Unterlass
In den Lüften wiegend,
Wo ich schöne Märchen las.
Zwischen Gräbern liegend.

Jene grüne Einsamkeit
Ist schon lang versunken,
Wo ich in der Kinderzeit
Poesie getrunken.

Doch wenn heut die Schwalben schrein,
Die im Licht sich schwenken,
Meiner Kindheit Morgenschein
Muss ich still gedenken.

Denn die Sehnsucht dauert fort
Nach der Jugend Räumen,
Und noch immer wandl' ich dort
Nachts in meinen Träumen.

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