Matthias Claudius

Mailied

O wie schön, wie schön ist der Mai!
Gras und Blumen wachsen,
Bäume haben Blätter,
Sanfte Winde wehen,
Stiere gehn und weiden,
Junge Lämmer blöken,
O wie schön, wie schön ist der Mai.

Seht hier diese Wiese!
Tausend grüne Spitzen,
Und an allen Spitzen
Hangen Tropfen Tau.
Wie die Schlüsselblumen
Hier beisammen stehen!
Wie die Blätter rauschen!
Und dort fern am Hügel
Singt die Nachtigall.
Rund umher ist Freude,
Freude dort am Hügel,
Und im Tale Freude,
Freude in Gebüschen,
Freude auf den Bäumen,
Alles lebt und fühlet,
O wie schön, wie schön ist der Mai!

Wenn doch Daphne käme! – –
Wehet sanft, ihr Winde,
Duftet süß, ihr Blumen!
Ich will jetzt die schönsten
Ganz behutsam pflücken,
Nicht den Blüten schaden,
Nicht den Tau verschütten,
Und beim Morgengruße
Ihr die Blumen geben
Und dann stehn und sehen,
Wie sie Kränze flechtet,
Wie sie unter ihnen
Den bescheidnen wählet,
Um die Stirn' ihn windet
Und dann freundlich blicket
Unterm Blumenkranze.

Wenn doch Daphne käme! – –
Und an allen Spitzen
Hangen Tropfen Tau,
Und die Stiere weiden,
Und die Blumen wachsen,
Und die Blätter rauschen,
Und die Lämmer blöken,
Und dort fern am Hügel
Singt die Nachtigall.

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