Ernst von Feuchtersleben

Es ist bestimmt in Gottes Rat

Es ist bestimmt in Gottes Rat,
Daß man, was man am liebsten hat,
Muß meiden;
Wiewohl doch nichts im Lauf der Welt,
Dem Herzen, ach! so sauer fällt,
Als Scheiden! ja Scheiden!

So dir geschenkt ein Knösplein was,
So tu es in ein Wasserglas –
Doch wisse:
Blüht morgen dir ein Röslein auf,
Es welkt wohl noch die Nacht darauf;
Das wisse! ja wisse!

Und hat Dir Gott ein Lieb beschert
Und hältst du sie recht innig wert,
Die Deine –
Es werden wohl acht Bretter sein,
Da legst du sie, wie bald! Hinein;
Dann weine! ja weine!

Nur mußt du mich auch recht verstehn,
Ja recht verstehn!
Wenn Menschen auseinander gehn,
So sagen sie: Auf Wiedersehn!
Ja, Wiederseh'n!

Quelle:
„Vom Reichtum der deutschen Seele – Ein Hausbuch deutscher Lyrik“
hrsg. v. Georg Virnsberg, verlegt bei Dollheimer, Leipzig, 1928

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