August Schnezler

Vom Mummelsee im Schwarzwald

2. - Der Fischer

Es steht ein Fischer an dem See:
»Verschlinge mich und all mein Weh!

Mein Liebchen hat der Tod genommen;
Was soll mir noch das Leben frommen?«

Zum Sprung ist er bereitet schon,
Da ruft es ihm mit süßem Ton :

»Ja, komm zu mir, in meinen Armen,
Sollst du zu neuer Lieb' erwarmen!«

Und auf dem Wasser sieht er klar
Ein lichtes Mädchen, gold von Haar,

Sie winkt zu süßem Liebesglücke,
Er aber springt entsetzt zurücke:

»Nein, dir gehört mein Herz allein,
Mein liebes totes Mägdelein!

Und lieber bleib' ich auf der Erden,
Als dir im Wasser untreu werden.«

Der Fischer eilt nach Hause fort;
Gar fromm und stille lebt er dort.

Und harrt geduldig, ohne Klage,
Bis Gott ihn selbst zur Liebsten trage.

Quelle:
August Schnezler „Gedichte“, 2. Auflage,
Creuzbauer und Kasper Verlag Karlsruhe, 1846


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