August Kopisch

Das grüne Tier

Die Thadener zu Hanerau
Sind ausgewitzte Leute:
Wär noch kein Pulver in der Welt,
Erfänden sie es heute!
Allein, allein
So wird es immer sein:
Was man zum erstenmal ersieht,
Kennt selber auch der Klügste nicht!
Und – wie einmal die Thadner mähn,
Sie einen grünen Frosch ersehn,
So grüne, so grüne!

So grüne war der liebe Frosch
Und blähte mit dem Kropfe,
Den Thadnern fiel vor Schreck dabei
Die Mütze von dem Kopfe.
Mit Beinen vier
Ein grünes, grünes Tier!
Das war für sie zu wunderlich,
Zu neu und zu absunderlich!
Da mußte gleich der Schultheiß her,
Sollt sagen, welch ein Tier das wär
Das grüne, das grüne!

Das grüne Tier der Schultheiß sah,
Als einen Hupf es machte –
Die Thadner wollten schon davon,
Da sprach der Alte: sachte!
Lauft nicht davon,
Es sitzt und ruhet schon.
Seid still! Und ich erklär es bald:
Das Tier kommt aus dem grünen Wald,
Der grüne Wald ist selber grün,
Davon ist auch das Tier so grün,
So grüne, so grüne!

So grüne; denn es lebt darin
Von eitel grünem Laube,
Und wenn es nicht ein Hirschbock ist,
Ists eine Turteltaube!
Da hub der Hauf
Den Schulz mit Schultern auf,
Sie riefen: das ist unser Mann,
Der jeglich Ding erklären kann,
Er kennt und nennt es keck und kühn,
Kein Kreatur ist ihm zu grün,
Zu grüne, zu grüne!

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